Donnerstag, 18. Februar 2021

Winter ade

War das schön in diesem Jahr. Endlich gab es mal wieder einen richtigen Winter. Es gab Schnee, es gab Kälte, so wie ein richtiger Winter eben sein sollte. Und es gab jede Menge Katastrophenberichte. Das, was man heute Schneechaos und Katastrophe nennt, bezeichnete man früher einfach nur als Winter.

 


 

Könnt ihr euch vielleicht noch erinnern. In der DDR gab es einen Witz. Der lautete sinngemäss so:

Der Sozialismus hat vier Feinde. Welche sind das? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Die DDR gibt es nicht mehr, den Sozialismus auch nicht. Aber der Winter scheint auch ein Feind des Kapitalismus zu sein.

Es gab in den vergangenen Tagen jede Menge kilometerlange Staus auf den Autobahnen. Es gab Ausfälle im Zug- und im Busverkehr.

Die Müllabfuhr und die Post konnte nicht so kommen, wie man das kennt.

Und in den gegenden, die sonst weniger vom Winter merken gab es - ganz plötzlich - auch Schnee. Und mancherorts halt mehr, als in dem kommunalen Winterdienst- Plänen vorgesehen war. Und schon ging nichts mehr.  Es gibt zwar supermoderne Technik, mit Navigationssystem und Bordcomputer. Der ist behilflich, die richtige Menge Salz zu dosieren und am Ende der Fahrt genau darüber Auskunft zu geben, wieviel Salz oder anderes Streugut sich noch an Bord befindet. 


 

Aber was nützt es, wenn diese Fahrzeuge in manchen Straßen nicht einsatzfähig sind, weil durch parkende Autos und Schneemassen alles verstopft ist. Da nützt auch moderne Technik nicht. Da hilft oft nur Manpower.

Und da sind wir wieder beim Sozialismus. 

In den ganz extremen Wintern wurden einfach festgelegt, dass Leute, die in den Produktionsbetrieben abkömmlich waren, sich mit Schaufeln und Schneeschiebern an festgelegten Brennpunkten einzufinden hatten. Und dann wurde Schnee geschaufelt, ohne Ende, Tage lang.

Heutzutage müssten noch nicht mal Leute aus den Firmen abgezogen werden. Wir hätten ja ausreichend gesunde  und stets abkömmliche Personen ohne Anstellung, die für solche Notsituationen mit herangezogen werden könnten, ja könnten. Die dem THW, den freiwilligen Feuerwehren und den kommunalen Einsatzkräften Hilfe leisten könnten, ja könnten.

Und da beginnt die Schwierigkeit. Vorher muss man ja dafür sicher erst eine Kommission bilden, die darüber berät, ob solcher Einsatz überhaupt möglich ist, ob er nicht eine Einmischung in die persönliche Freiheit der Betroffenen ist. Wie das mit der Versicherung geregelt wird, falls mal einer ausrutscht. Ob man, falls den Leuten dann auch Essen und warme Getränke ausgegeben werden, ihnen nicht von ihren monatlichen Geldleistungen etwas abziehen muss... 

Fragen über Fragen. 

Über all das muss eine Entscheidung getroffen werden - - - - - - und bis die getroffen wird, ist der Schnee von heute schon wieder Schnee von gestern.

Seht ihr, es gab auch Gutes im Sozialismus. Die wussten, dass spätestens am Ende des Jahres wieder ein Winter kommt und...

Und nun freuen wir uns auf den Frühling.

Mich hat es jedenfalls gut getzan, dass mal wieder ein richtiger Winter war. In unserem Dorf hat es ganz gut geklappt mit dem Winterdienst. Überall haben die Anwohner Hand angelegt und mit Freude das beseitigt, was der Winterdienst nicht schaffte. Den Nachbarn, die das selbst nicht mehr konnten, wurde geholfen. Und wir hatten auch Spass dabei, denn es war die Gelegenheit, mal wieder mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu machen. Selbstverständlich mit dem nötigen Corona- Abstand.


Ich bedauere sehr, dass der Schnee schon wieder abnimmt.



 


8 Kommentare:

  1. Schöne Geschichte, die du da so erzählst. Und beim Lesen habe ich mit dem Kopf genickt. Nicht weil ich den Sozialismus am eigenen Leib erfahren habe, aber eine Kindheit in Badisch Sibirien. Da hat das auch immer geklappt und war kommunikativ dazu.
    Hier in Köln ist eh so gut wie nie richtiger Winter, deshalb ist hier auch keiner darauf vorbereitet und das Chaos gehört einfach dazu. Und diesmal haben wir so wenig Schnee gehabt, da ist das auch ausgeblieben. Ich gebe zu, ich war auf euch alle neidisch.
    GLG
    Astrid

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  2. Liebe Rela,
    alles hat immer Vor- und Nachteile. Wenn man mal wieder so einen "richtigen" Winter hatte, gibt's gleich Gemecker von einer Seite und Fröhlichkeit auf der anderen.
    Wenn ich dann so an andere Gegenden in der Welt denke, wo es normal ist,- 30 Grad zu haben...und bin froh, dass wir ein Dach über dem Kopf und warme Zimmer haben.
    LG Doris :o)

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  3. Wie bei allem, gibt es immer zwei Seiten.
    Und zu den "früher war alles besser"- Meinungen sagte Malmsheimer schon: "Nee, früher war alles früher!" 🤣

    Wenn man doch das bewährte mit neuem etwas besser verzapfen könnte, das wäre genial.

    Dein Schneebild, hach, herrlich!

    Liebgruß,
    Tiger
    🐯

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  4. Liebe Rela, Hier hattet ja nun auch besonders viel Schnee und wart ziemlich betroffen.
    Ich habe als Gäste zei Monteure aus der Oberlausitz, die fuhren auch schon einen Tag früher als sonst, um sicher anzukommen.
    Für mich war das ein schöner Winter und er ist noch nicht vorbei,
    bei allem geht mir die Ungeduld, sowie die sofortige Verfügbarkeit und ständige Mobilität auf den Wecker.
    Auch im Westen gab es Schneeereignissen wie die Schneekastrophe 79 hier oben im Norden , in denen alles abgeschnitten war.
    Ich kannte damals Lagerhaltung und wir kamen gut durch die Zeit.
    Grausam war die fehlende Stromversorgung für Betriebe mit Tierhaltung im Kreis Schleswig- Flensburg. Da gab es keine Notstromagreate und froh war, wer noch einen Teich zum Wasserschöpfen hatte und das Schweinefutter noch selbst anmischen konnte. So erzählte es uns eine Bäuerin.
    Daraus wird leider immer noch nicht gelernt, so gibt es keine Lagerhaltung mehr, keine regionale Versorgung und Läden fehlen in den Orten. Alles ist nur noch auf der Straße.
    Als der Schnee angekündigt wurde habe ich mich zeitig noch mit Frisch Vorräten eingedeckt.
    Hier bleiben wir verschont, aber es reichte mir.
    Als Kind erlebte ich auch viel Soldarität, so wurde vom Dorf unser zugewehter Weg in müsamer Handarbeit mit Torfmessern und Schaufeln freigeschnitten. Schneefräsen kannte man da noch nicht.
    Hier hätte man sich auch geholfen in heutiger Zeit in der Nachbarschaft und auch von den Hilfsorganisatioenen. Das mag aber regional anders sein. Liebe Grüße von Frauke

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  5. Liebe Regina, ich mag es sehr, wie Du die Dinge beim Namen nennst... An Frühling, Sommer, Herbst und Winter erinnere ich mich auch ;o)
    Liebe Grüße an Dich von Katrin aus dem aufgetauten Franken

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  6. Liebe Rela,
    Winter und Schnee sind in unserer Gegend auch nicht das große Problem. Aber das Blitzeis!
    Bei uns hat es in diesem Winter auch geschneit. Hilfsbereite Nachbarn waren auch da. Aber so lange wir können, möchten wir noch alles selbst erledigen. Ganz anders war da der Winter 79. Da gab es hier wirklich eine Schneekatastrophe. Für uns völlig ungewohnt, wenn da die Regale im Supermarkt bei uns hier im "Kapitalismus" mal leer waren.
    In diesem Winter hätte ich es nie als Katastrophe bezeichnet, aber die Medien sind da wohl anderer Meinung. Gut, sie müssen was zu schreiben haben.
    Inzwischen ist der Schnee geschmolzen. Am Wochenende soll es frühlingshafte Temperaturen geben. Warten wir es mal ab.
    Liebe Grüße
    Renate

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  7. Liebe regina,
    da musste ich gleich mal schmunzeln :0) ich liebe richtige winter, wenn es auch nicht immer leicht ist. wir hatten zwar nur zwei tage schnee, aber das hatten wir schon die letzten paar jahre nicht mehr hier. nun ist tauwetter und alles ist nass...ganz LG aus Dänemeark, Ulrike :0)

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  8. Liebe Regina,
    ich musste über Deinen Bericht sehr schmunzeln. Ja, wir stehen uns manchmal selbst im Weg mit unseren ewigen Überlegungen, ob dieses und jenes wohl regelkonform ist und was daraus unter Umständen entstehen könnte. Lustig finde ich immer, wenn es schneit oder warm ist oder regnet, dass jeder Sender dazu eine Sondersendung bringt. ;-) Wir hatten hier bei uns recht viel Schnee, in unserer gesamten Stadt war nach einem halben Tag Anlaufzeit alles tipitopi und die Straßen wunderbar geräumt und befahrbar. In Wernigerode dagegen war es tagelang eine absolute Katastrophe, am schlimmsten waren die Straßen in der Innenstadt. :-( Ich hätte gern noch ein paar Tage Winter gehabt, einfach, weil ich auch den Winter mag, er dazu gehört und wir in den letzten Jahren viel zu wenige Winter hatten.
    Liebe Grüße Viola

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