Sonntag, 12. Mai 2024

Noch ein Blick ins Bücherregal

Das zweite Buch, was ich heute vorstellen möchte, kommt ebenfalls wie dieses aus dem Haupt- Verlag.

 

Es hat den Titel  "Wilde Farben" und ist von der Autorin Caroline Ross. 

 

 Wilde Farben: Malfarben aus Naturmaterialien herstellen

Zum Anfang war ich etwas skeptisch, ob ich mir dieses Buch bestellen sollte, aber die Neugier überwog. Ich bin ja keine Malerin. Wenn ich male, dann mache ich das mit den vorhandenen Farben, die ich im Laden kaufe,  die für meine Zwecke ausreichend sind. Ich wollte wissen, ob ich eventuell diese Farben aus Naturmaterialien auch für das Färben von Stoffen einsetzen könnte. Das wäre für mich als  Näherin natürlich das Naheliegendste, Stoffe mit Naturfarben zu färben. 


In diesem Buch geht es nicht um die Herstellung von Farben aus pflanzlichem Material. Die Grundlagen für die Farben zum Malen sind eher aus Stein, aus Kreide, Holzkohle, Schiefer, Ton oder Ziegelscherben.

Nur wenige andere Grundstoffe wie z.B. rostiges Eisen kommen zum Einsatz.

Beim Vorhaben, eigene Farben zum Malen herzustellen, sollte man sich bewusst sein, dass es kein schnelles Unterfangen ist, was zum lohnenden Ziel führt. Die Materialien müssen allesamt mühsam zerkleinert werden. So zerkleinert, dass sie durch mehrmaliges Sieben in einen Pulverzustand versetzt werden.  Beim Zerkleinern nimmt die Autorin keine Geräte zur Hand, die etwa elektrisch betrieben werden. Sie nimmt Hammer, Mörser und Steine, die aufeinander gerieben werden.

 


 

Die Weiterverarbeitung der feinsten Pigmente mit dem passenden Bindemittel wird erläutert. Natürlich werden diese Bindemittel auch selbst hergestellt, je nachdem, für welche Art der Malerei die Farben gedacht sind. Da gibt es z.B. Kirschgummi, vom heimischen Kirschbaum oder Honig.  Um das hergestellte Farbpigment dann auch mit dem Pinsel einsetzen zu können, ist ein weiterer Arbeitsschritt nötig.


Sehr gut demonstriert die Autorin in den abgebildeten Farbpaletten, welche Farben aus welchem Ursprungsmaterial gewonnen wurden und wie sich diese Farben auf dem unterschiedlichen Papier zeigen. Schöne Malbeispiele ergänzen die Seiten im Buch sehr anschaulich. Es handelt sich fast immer um warme Farbtöne von hellem beige bis dunkelbraun.

 

Charmant sind die Muscheln als Gefäß, die sie zum Anrühren der Farbpigmente verwendet und die Beispiele, wie man alternativ mit Federn oder Holzstäbchen seine eigene Farbe auf Papier auftragen kann. 


Fazit: Es ist ein Buch für ganz mutige, die nicht in den nächsten Laden für Künstlerbedarf gehen, um sich einen Kasten Acrylfarbe zu kaufen. Für Menschen, die nicht nur Freude am Malen haben möchten, sondern auch wie unsere Vorfahren ihre Farben zum Malen selbst herstellen. Für Menschen, die für die Malerei brennen. Oder für solche, die so werden möchten.

Ganz ehrlich, mir wäre der Aufwand zu groß.

Aber wenn man sich dafür entscheidet, dann ist dieses Buch ein sehr wertvoller Ratgeber, um sich auf seinen ganz eigenen Weg zu machen, vom ersten Schritt in die Natur zum Sammeln von Material bis zum letzten Pinselstrich.

Ich denke, dies kann für den, der diesen Weg geht, eine wunderbare Erfahrung sein.

Herausgeber ‏ : ‎ Haupt Verlag; 1. Auflage 2024 (12. März 2024)

  • Broschiert ‏ : ‎ 128 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3258602813
  • Preis: 28 Euro 

 

Ich bedanke mich recht herzlich beim Hauptverlag für die Übersendung des Buches. 

PS: Da habe ich doch beim Hauptverlag gesehen, dass es auch ein Buch über Naturfarben zum Stoffefärben gibt. Ich werde es mir zulegen, denn da ist garantiert für uns alle etwas tolles dabei.

wild gefärbt

 Ich werde euch berichten.


 

Dienstag, 7. Mai 2024

In meinem Bücherregal

... konnte ich wieder zwei wunderbare Bücher einordnen. 

Das erste  Buch möchte ich euch heute vorstellen.

Es geht um das Buch "Wilde Fasern" aus dem Haupt- Verlag.

 Wilde Fasern

Der Titel machte mich neugierig, weil ich selbst schon immer gerne mit Naturmaterialien gewerkelt habe.

 Diese Neugier wurde verstärkt, als ich den Untertitel „Textile Objekte aus lokalen Naturmaterialien“ las.

Im Inhaltsverzeichnis steht kurz und bündig: geerntet, gewachsen, gefunden, gesammelt, wiederverwertet. Diese Begriffe stillten meine Neugierde nur mäßig, denn es verrät eigentlich nicht viel über den Inhalt. Es bleibt, bis man das Buch dann tatsächlich in der Hand hält, weiterhin spannend.

Die Autorin Alice Fox ist eine britische Textilkünstlerin. Sie arbeitet in ihrem Atelier mit selbst angebauten und gefundenen Naturmaterialien aller Art.

Um überhaupt mit Fasern etwas anstellen zu können, geht sie auf die Suche, wie sie auch bei uns direkt vor der Haustür, im Garten oder im Wald möglich ist. Sie verwendet Brennnesseln, Löwenzahn, Bomberstängel, Binsen, Grünlilie, Himbeeren, Flachs und vieles andere.

Sie zeigt im Buch, welche Naturmaterialien wann und wie geerntet werden, wie sie zu behandeln sind, um sie zweckentsprechend verarbeiten zu können.

Die Autorin dreht z.B. Schnüre, verwebt sie zu Schalen, bestreicht sie mit Schlamm und jedes einzelne Gefäß ist ein wundervolles Unikat. Sie flechtet Zöpfe aus Löwenzahnstängeln oder kreiert mit Blättern, Nadel und Faden wunderbar leichte Dekorationen. 

 Wilde Fasern

 

Sobald das Regenwetter vorbei ist, werde ich auf die Suche gehen. 

Das Erste, was ich ernten werde, sind Löwenzahnstängel. Mich hat fasziniert, wie vielfältig man die verarbeiten kann. Nie hätte ich das für möglich gehalten.

 Wilde Fasern

 

Im Buch gibt es Beispiele für das Arbeiten mit Rinde, mit Kastanienschalen, mit Fruchthülsen, Steinen, Muscheln, Schwemmholz usw.

Der Leser bekommt Tipps zum Verweben, Wickeln, Nähen oder Häkeln von Fasern aus der Natur.  Durchweg ist alles interessant, sehr inspirierend und vor allem nachahmenswert.

Ich wünsche allen Kreativen mit diesem Buch einen langen kreativen Sommer.

Ich bedanke mich recht herzlich beim Hauptverlag für die Übersendung des Buches. 

"Wilde Fasern" von Fox, Alice

ISBN: 978-3-258-60270-7

29,90 €

 


 




Sonntag, 5. Mai 2024

Es ist schon drei Wochen her...

 ... dass ich etwas gepostet habe. 

In Anbetracht dessen, dass ich zurzeit nichts Genähtes zeigen kann, möchte ich euch mal etwas anderes zeigen. Etwas, was ich schon vor vielen, vielen Jahren, ich kann sagen schon vor Jahrzehnten, angefertigt habe. Angefertigt ist falsch, denn es wurde etwas repariert. Nein, eher auch keine Reparatur. Es wurde etwas restauriert. Egal, wie man es bezeichnen möchte, ich habe etwas wieder in Ordnung gebracht. Aber schaut euch mal die Bilder an, die ich vor der Arbeit gemacht hatte. Ich habe die Fotos zufällig gefunden, als ich meine Foto-Cloud etwas aufräumen wollte. Viele Fotos haben sich da angesammelt und unter anderem auch diese. 


Und da kam ich auf die Idee, euch das mal zu zeigen.

Erstmal die Geschichte dazu: Es war in den Neunzigerjahren, als mir mein Mann aus dem Keller einen Gürtel mitbrachte, einen ganz besonderen Gürtel, einen sehr alten Gürtel, einen für Männer, einen Gürtel für Sportler. Dieser Gürtel gehörte einem Onkel meines Herrn L. Dieser Onkel war um 1905 Mitglied einer der beiden Turnvereine, die es in unserem Ort gab. Es waren die "Freiheiler" und die "Gutheiler". Was diese Namen bedeuteten, darüber wusste mein Mann nichts. Wenn sie zu öffentlichen Veranstaltungen auftraten, dann gehörten diese Gürtel zu ihren Sporttrikots.

 

Er ist aus Leder und die Vorderseite hat eine Fläche aus Stramin. Diese Fläche ist mit Wolle und mit Perlen bestickt.  Ich fand es schade, dass er so vom Zahn der Zeit zerfressen war. Ihn wieder ansehnlich zu machen, war für mich eine willkommene Herausforderung. Viele Monate habe ich nach Wolle gesucht, die farblich genau passend war. Ich hatte mir ein paar rote Fasern aus diesem Gürtel herausgezogen, die sowieso locker waren, und hatte die immer dabei, um in einem Wollladen danach zu schauen. Denn die rote Fläche hatte den größten Schaden. Letztendlich kam die Hilfe einer Teilnehmerin in einem meiner Kurse, die mir viele unterschiedliche rote Wollreste gab und einer davon war genau richtig. Ich habe damit begonnen, die fehlenden Stellen mit den Kreuzstichen akribisch zu füllen.


 

Einfach war es nicht, denn ich konnte ja nicht durch den Gürtel stechen, der auf der Rückseite mit Leder gearbeitet ist. Stellenweise habe ich sogar mit einer gebogenen Nadel gestickt. Auch fehlende Perlen im Schriftzug in der Mitte konnte ich mit Perlen aus meinem Bestand ersetzen. Die gesamte Fläche des Banners ist mit perlen bestickt. An einer Stelle musste ich sogar das Stramin- Gewebe erneuern, um die Perlen befestigen zu können.

 

Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, denn das Ergebnis seht ihr hier. Es hat mir damals viel Freude gemacht. 







Seit dieser Zeit hängt der Gürtel in meinem Nähzimmer an der Wand. Irgendwann werde ich ihn  in das Heimatmuseum des Ortes geben.