... für das Computerzimmer.
Was kann kann alles geschehen, wenn man (eigentlich) im Nähzimmer nur aufräumen möchte? Sortieren, ausmisten, wegpacken, verschenken...
So geschehen an einem Regentag vor einiger Zeit. Da fällt mir eine Tüte in die Hände und ich sehe nach, was ich da so gut verpackt habe. Ein großes Stück hochwertiges Käseleinen und noch ein paar Reststücke. Das große Stück habe ich mal für jemanden aus meinem Kurs bestellt, wurde aber dann nicht abgenommen. Tue nichts Gutes …
Das muss verarbeitet werden, unbedingt. Da könnte ich doch für das Fenster vom Arbeitszimmer meines Herrn L. eine neue Gardine machen. Er soll doch auch davon profitieren, dass ich ihn oft lange alleine im Wohnzimmer lasse. Angedacht war eine neue Gardine schon länger.
Schnell den Zollstock genommen und gemessen und überlegt und die Gedanken kamen von einer neuen Gardine nicht mehr weg.
Ich erinnerte mich, dass ich mal Fensterbilder mit applizierten Glasflaschen gesehen hatte. Das gefiel mir damals sehr.
Das Erste, was ich vor dem Zuschneiden machte war, an den geplanten Schnitten einen Faden zu ziehen. Nur so kann man dieses Käseleinen fadengerade schneiden. Da fällt mir ein, dass das früher auch oft in den Stoffgeschäften gemacht wurde. Erinnert ihr euch?
Im Abstand zu den Außenkanten tat ich das Gleiche nochmal. Denn vor dem Nähen musste ich die Außenseiten versäubern.
Wenn man das etwas steife Käseleinen ständig herumzerrt, dann lösen sich nach und nach die Fäden am Rand. Genau in dieser entstandenen, einen Faden breiten Lücke bügelte ich mir an drei Seiten den Außensaum. Das erleichterte mir das Nähen.
Die Kante, die später der untere Rand sein soll, bekam eine Art Hohlsaum.
Jetzt konnte ich mit der Gestaltung beginnen. Ich schnitt mir aus Papier unterschiedliche Vasenformen zu.
Die positionierte ich auf den Stoff, verschob, tauschte aus und schnitt neue Formen.
Der Plan war, drei Gruppen mit Vasen zu applizieren.
Aus den Resten vom Käseleinen schnitt ich mir die Vasen zu, nachdem ich den Stoff mit Vliesofix versehen hatte. Die ursprüngliche Überlegung, die Vasen aus weißem Stoff zu machen, verwarf ich, weil sich nicht das Durchsichtige von Glas darstellen ließ.
Bei den Blumen habe ich mich für weißen Stoff entschieden. Ein paar Reste von bedrucktem Blumenstoff schienen mir auch gut geeignet.
Bei der Reihenfolge musste ich gut aufpassen. Erst müssen die Stiele der Blumen, dann die Lage Stoff, welches das Wasser sein soll, und dann erst die Vase aufgelegt werden. Erst, wenn das alles passt, kann man aufbügeln.
Genau so ist es beim Applizieren, immer erst die Teile im Hintergrund und langsam nach vorne arbeiten. Etwas kniffelig war das Aufbringen der Stiele, bestehend aus dickem Häkelgarn. Da ging nichts mit Eile, sonst hätte sich das Leinengewebe verzogen.
Einige wenige Spitzenreste kamen auch zum Einsatz.
Am oberen Rand habe ich Schlaufen angesteckt, um zu sehen, wie das Teil am Fenster aussieht. Auf die Stange geschoben und ans Fenster gebracht und geschaut und - was soll ich euch sagen, es gefiel mir überhaupt nicht.
Kurzerhand habe ich die Schere angesetzt und aus der einen Gardine drei kleine gemacht. Perfekt, das gefiel mir gut.
Nun konnte ich die Schlaufen annähen und am unteren Rand die Fäden ziehen, damit sich Fransen bilden.
Jetzt war ich überzeugt von meiner Arbeit.
Für ein Foto habe ich die Teile auf einen dunklen Stoff aufgelegt, damit man die Applikationen gut sehen kann.
Leicht und luftig sieht sie aus, die neue Gardine für das Zimmer meines Herrn L..
Er hat sich lobend geäußert. Wenn ich ihn aber nicht auf die neue Gardine aufmerksam gemacht hätte wäre es ihm nicht aufgefallen. Männer halt!