Montag, 15. Februar 2021

Schon alt...

 

ist unser Schaukelstuhl.

Eigentlich muss ich sagen, schon sehr alt. 

 

Und mit ihm verbindet mich eine Geschichte:

Als ich so 13- 14 Jahre alt war gab es in der Nachbarschaft in unserem kleinen Dorf ein leerstehendes Haus. Das sollte abgerissen werden und wir Kinder stromerten oft  durch dieses  Haus. Es war immer etwas unheimlich, denn da standen noch einzelne Möbel, Sofas, Betten, Schränke, teils kaputt, manche noch mit etwas Inhalt. In einem der Räume lagen alte, aufgeschlitzte Bettdecken und die Federn flogen bei jeder Bewegung im gesamten Haus umher.

Zu diesem Haus gehörten natürlich auch Nebengebäude, u.a. ein Hühnerstall. Im Stall stand als Sitzmöglichkeit für die Hühner dieser alte Schaukelstuhl. Mich faszinierte die Form, weil er auf einem Unterbau mit zwei großen Metallfedern befestigt war. Anders, als normale Schaukelstühle aussahen.

Meine Oma sagte, dass er aus den 1920iger Jahren sei, da hätten die alten Nachbarn ihn zu einem Ehejubiläum als Geschenk bekommen.

Irgendwann holte ich mir diesen Schaukelstuhl nach Hause. Die Polsterung war schon abgerissen. Ich machte ihn sauber, denn er war über und über mit Hühnerkacke verschmutzt.

Das war eine langwierige, unangenehme Geschichte, denn es gab zu dieser Zeit noch keinen Hochdruckreiniger. Und ich durfte, weil meine Mutter die Sache gar nicht gut geheißen hat, auch kein Wasser aus dem Wasserhahn entnehmen. Ich musste mit der Gießkanne und dem Regenwasser aus der Tonne und einer Bürste arbeiten.

Aber er wurde sauber - der Schaukelstuhl. Ich glaube, ich habe ein paar Tage dafür gebraucht. Dann stand er ein paar Jahre unbeachtet in unserer Scheune.

Als ich heiratete und wir unsere erste Wohnung bekamen ließen wir ihn von einem Fachmann neu aufarbeiten. Gobelinstoff war damals der Hit. Der Polsterer war von dem Teil so begeistert, dass er ihn von uns abkaufen wollte. Das Geld, welches er uns geboten hat, hätte uns schon gereizt. Wir hätten uns etwas Schönes für die Wohnung kaufen können. Aber ich blieb dabei, ich wollte ihn behalten. Auch wenn die Rechnung für den Polsterer für uns junge Leute ein kleines Vermögen bedeutete.

Erst stand er in unserer Wohnung und seit 30 Jahren nun in unserem Haus. Als Sitzgelegenheit ist er eigentlich nie wirklich benutzt worden. Er ist jedoch der Stammplatz unserer Katze Charly.

Der Bezug müsste mal erneuert werden. Aber ich glaube, Charly möchte das nicht so gerne.

Also bleibt er erstmal so, wie er ist.

Er ist nun um die 100 Jahre alt, und ich habe ihn davon die Hälfte der Zeit in meinem Besitz. Ich hänge an ihm wie an einem langen Weggefährten.

Ich verlinke  meinen Beitrag unter dem Thema "sehr alt" bei Martins Fotoreise.

8 Kommentare:

  1. Der Stuhl ist wunderbar. So gut, dass du ihn gerettet hast. Ich hätte das auch gemacht. :-) Liebe Grüsse zu dir. Regula

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  2. ch habe so einen Worpsweder Stuhl als Jugendliche gerettet, die Nachbarn wollten ihn wegwerfen. Dann hat ihn mir mein Ex-Schwager abgeschwatzt und restauriert ( das war sein Metier ). Und nach der Trennung hat meine Schwester drauf bestanden, dass er bei ihr bleibt. Die Geschichte handelt allerdings nicht von so viel persönlichem Einsatz wie bei deinem Exemplar, aber da habe ich nur meinen "Weihnachtsschrank" vorzuweisen. Der stammte von der Großtante meines Ex-Mannes. Von dem könnte ich mich auch nicht trennen.
    GLG
    Astrid

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  3. Eine schöne Geschichte, ja, an sowas kann man sehr hängen. Hat halt auch ideellen Wert dann.
    Schönen Abend Dir!
    Liebgruß
    Tiger
    🐯

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  4. Eine wunderbare Geschichte, zu dem urigen, ungewöhnlichen und charmhaften Stuhl- ich hätte ihn auch behalten!;-)

    LG Klaudia

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  5. Ein ganz außergewöhnliches Teil. Und eine außergewöhnliche Geschichte dazu - welcher Stuhl kann schon von sich behaupten, nach einem Aufenthalt im Hühnerstall solch eine Karriere gemacht zu haben?
    LG
    Elke

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  6. Liebe Rela,
    auch wenn er mal wieder einen neuen Bezug benötigt, so ist dieser gedrechselte Stuhl doch ein schönes Möbelstück, dass es so heute nicht mehr gibt und besonders mit deiner persönlichen Geschichte verbunden.
    Den würde ich auch nicht hergeben!
    Noch viel Spaß daran wünsche ich und LG Doris :o)

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  7. Liebe regina, welch eine schöne Geschichte. Wie gut, dass du damals so hartnäckig geblieben bist. Lass die Polsterung so wie sie ist. Sie paßt zu dem Stuhl. Und ein paar Gebrauchsspuren gehören einfach dazu.
    Liebe Grüße
    Renate

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  8. Liebe Rela,
    gut das du ihn gerettet hast, er ist wunderschön. 😁 Da hat sich jede Gießkanne und die ganze Schufterei wirklich gelohnt. Was da noch für Handarbeit drin steckt.

    Ich wünsche dir eine schöne Woche und viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🍀

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