Dienstag, 29. August 2017

Leonores Wunschquilt


Wieder einmal möchte ich eine Geschichte zu einem meiner Quilts erzählen. 
Eine Teilnehmerin aus einer Bildungsmaßnahme, bei der ich als Dozentin unterrichtete, war mir sehr sympathisch und wir behielten über diese Bildungsmaßnahme hinweg noch weiter losen Kontakt. Mal eine Geburtstagsmail, mal ein Anruf, aber auch mal ein gemeinsames Kaffeetrinken bei ihr oder bei mir. Auch unsere Männer verstanden sich prima. Als die Männer  sich bei solch einem Treffen  in ein Gespräch über das Angeln (Leonores  Mann ist Angler) und über die Jagd (mein Mann ist Jäger) verbissen hatten, wollte sie mal in meine Nähwerkstatt. Sie wollte sehen, was ich so genäht hatte, woran ich gerade arbeite, ob ich etwas zu verkaufen habe. Sie kauft immer mal was bei mir. Eine Tasche, Tischsets, Fensterbilder...


Ich zeigte ihr u. a. auch einen Tischläufer aus vielen bunten Stoffen, altem Leinen und drei Blöcken, die mit bunten Stickereien gefüllt waren. Ich hatte mal im Internet schöne Redwork- Stickereien gesehen. Die habe ich mit verschiedenfarbigem Stickgarn nachgestickt. Der Läufer passte perfekt auf den Tisch in ihrem Wintergarten und so wechselte er den Besitzer. Leonore hat alles auf Vintage- Art eingerichtet. Weiße Möbel, Stuhlbezüge mit Rosenmuster usw. Ich finde so einen Stil sehr schön, möchte aber nicht immer so umgeben sein. 
Nun ihre Frage, ob man nicht eine ganze Decke in der Art machen könne, das würde ihr sehr gefallen. Sie gab nun offiziell eine Bestellung auf. Ich konnte nichts versprechen, denn einen Quilt zu nähen ist keine Ein-Tages- Arbeit. Und den noch mit vielen Stickereien zu versehen erst recht nicht. Sie gab mir keinen Zeitrahmen vor und ich wollte mich auch nicht unter Druck setzen. Sticken sollte immer mal ein Lückenfüller sein, wenn kein anderes Projekt in Arbeit war. Andere Quilterinnen stricken zwischendurch Socken, ich sticke eben. 
Solche geeignete Motive suchte ich mir im Internet und arbeitete sie mir zum Sticken um

Also machte ich hin und wieder mal einen Block, weil das Sticken solcher kleinen Blöcke kurzweilig ist. Ich fand immer mehr geeignete Motive im Internet. Stickvorlagen in solchen Größen lassen sich ganz gut mit Bleistift Stift auf den Stoff übertragen. Ausreichend Sticktwist hatte ich aus dem Nachlass meiner Mutter.

Als die Decke nach fast 2 Jahren fertig war, hab ich sie zu den andern Quilts in meinen großen Patchworkschrank gelegt und immer mal zu einer Ausstellung  präsentiert. Ich weiß nicht, ob die Decke mir so sehr ans Herz gewachsen war oder was der Grund war. Jedenfalls habe ich L. nichts von der fertigen Decke erzählt.

Da sich Leonore für  Kunst vielfältiger Art  interessiert, stolperte sie rein zufällig mal in die Galerie, in der gerade Quilts von mir ausgestellt waren. Sie sah, so erzählte sie mir, dass zwischen Skulpturen auch Textilarbeiten hingen. Plötzlich stand sie vor einem Quilt, genau so einem, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Genauso- mit den Stickmotiven, genauso- mit vielen bunten Stoffen, genau so- in der Größe. Erst dann schaute sie auf das Label und sah den Titel: "Leonores Quilt" und meinen Namen. 
Im ersten Moment war sie sehr verärgert, sagte sie. Hatte sie doch gedacht, dass ich den Quilt dort verkaufen wollte. Eine Frage beim Galeristen, ob er zu verkaufen wäre, wurde jedoch  verneint.

Ein Telefongespräch klärte dann alles auf. Natürlich habe ich nicht verraten, dass der Quilt schon längere Zeit fertig war. Aber ich wollte ihn einfach noch nicht "loslassen". Um so mehr freue ich mich, wenn ich ihn bei meinen Besuchen auf Leonores Couch liegen sehe. Nicht ordentlich zusammengelegt, sondern sichtbar " in Benutzung". Das wärmt mein Herz.
Denn dafür ist ein Quilt doch da.

10 Kommentare:

  1. Dafür ist ein Quilt da. Eine tolle Geschichte drumherum und wie schön, daß sie ihn nun hat.

    Nana

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    1. Und sie freut sich wirklich sehr, das weiß ich.

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  2. Wie schön das er genutzt wird. Das heißt er wird auch geliebt. Ich kann auch gut verstehen das du ihn nicht gleich hergeben könntest. Ein Quilt mit soviel Handarbeit ist etwas besonderes. Zu ihm hat man eine Bindung, die man nicht von heute auf morgen lösen kann.
    Der Quilt gefällt mir sehr.
    Liebe Grüße, Marita

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    1. Ja, es war schon eine aufwändige Sache. Aber es hat auch Freude gemacht.

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  3. Ach wie schön, da kann sich Leonore wirklich glücklich schätzen, über diesen tollen Quilt...ich kann es auch gut verstehen, dass du ihn nicht gleich loslassen konntest.

    LG Klaudia

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    1. Eigentlich lege ich ja in jedes meiner Projekte viel Herzblut rein. Aber hier war es besonders viel.

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  4. Ein toller Quilt, liebe Regina und so schöne Stickereien!!! Ich kann gut verstehen, dass Du ihn nicht gleich loslassen konntest..

    Liebe Grüße aus Franken, Katrin

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    1. Ja, so ist es. Ich habe noch einige solcher Schätzchen, die komplett von Hand gemacht sind.

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  5. Liebe Regina, ich bin gerade auf der Suche nach Ideen für einen Quilt aus alten (teilweise kaputten und fleckigen) Stickdecken. Dank Dir habe ich jetzt einen Plan. Der Quilt oder besser gesagt eine Kniedecke soll ein Geschenk für meine Schwägerin werden. Vielen Dank fürs Zeigen, hat mir weiteres Suchen erspart.
    Liebe Grüße, Inge

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  6. Da freue ich mich, wenn ich unbewusst helfen konnte.Ich werde auch mal bei dir vorbeischauen.

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