Montag, 4. September 2017

Stundenlohn 1,56 Euro

Ich hatte am Wochenende zum Handwerkermarkt eine Begebenheit, die mich bis zur Stunde sehr beschäftigt. Eine meiner Kursfrauen (sie ist nicht im Internet aktiv, deshalb kann ich ohne Probleme darüber berichten) war auch unter den Besuchern. Wir schwatzten etwas und sie schaute sich meine Sachen an. Sie kennt ja nur dass, was ich in den Kursen als Anschauungsobjekt zeige. Auf meinem Stuhl lag das Top meiner Decke mit den vielen kleinen Hexagons, Seitenlänge 1 cm. Gerne erkläre ich an solchen UFO´s mal interessierten Besuchern eine Nähtechnik.


Sie war sofort verknallt in das Top und hat gefühlte 100 x  gefragt, ob ich es ihr  verkaufen würde. Sie würde es auch selber fertig stellen und wolle es ihrer Tochter zu Weihnachten als Quilt schenken. Sie hat selbst schon Hexagons genäht, aber nicht in dieser "Größe". Sie weiß also, welche Arbeitsschritte nötig sind. Die Frage nach dem Preis konnte (und wollte) ich nicht  beantworten. Zumal ich nie davon ausgegangen bin, dieses Mammutwerk zu verkaufen. Ich habe ihr die Anzahl der Teile genannt, die verarbeitet wurden - sie lies sich aber nicht davon abbringen, sie will es haben!! Heute, am Montag trafen wir uns das erste Mal nach der Kurs- Sommerpause wieder und da wollte sie, dass ich ihr das Top mitbringe und ihr den Preis nenne. Nun bin ich ja nicht abgeneigt, meine Sachen zu verkaufen. Handwerk hat seinen Preis und was nichts kostet, taugt nichts! Und außerdem möchte man ja nicht die Preise derer, die von solcher Näherei leben müssen, kaputtmachen, nur weil man bei der Herstellung solcher Handarbeiten Freude hat.
Nun habe ich mal versucht, eine Kalkulation zu machen. Ich habe die Kalkulation aber von hinten begonnen. (Nennt man das Rückwärtskalkulation???)

Nehmen wir mal an, ich würde ihr einen (
fiktiven) Preis von 500 Euro nennen. (Ein wahrlich stolzer Preis für eine Decke zum Zudecken! Wo es doch in Filialen dänischer und schwedischer Handelsketten Quilts für 10 % davon zu haben sind.)

Ein Test hat ergeben, dass ich für ein Hexagon mit

  • Schneiden der Papierschablone
  • Schneiden des Stoffes
  • Heften und mit einem anderen Teil zusammen nähen
ca. 2,5 Minuten brauche. (Anmerkung: Ich bin eine recht schnelle Näherin.)

Das Top besteht aus 7680 Einzelteilen. Das heißt, die Nähzeit beträgt 19200 Minuten = 320 Stunden. 500 Euro geteilt durch 320 Stunden ergäben einen Stundenlohn von 1,56 Euro.

Noch nicht berechnet hätte ich bei der Arbeitszeit die Planung, den Materialverbrauch von Schablonenpapier, Heft- und Nähgarn und den Stoff.
Die ersten drei Posten sind aus meiner Sicht nicht wirklich berechenbar. 
Den Stoffverbrauch bei einem Quilt, welcher in größeren Teilen zusammengesetzt wird, kann man tatsächlich ermitteln. Hier geht das jedoch nicht. Da bin ich auf die Idee gekommen, das Top mal auf die Waage zu legen.

Das Top wiegt 1118 Gramm. Gehe ich vom Durchschnittsgewicht  bei Patchworkstoff aus sind ca. 9 Meter Stoff verarbeitet. Bei einem Preis von rund 12 Euro/m wären das  etwa 100 Euro.
Die müsste ich ja auch noch auf den fiktiven Preis von 500 € aufschlagen. 

Ich werde ihr mal diese Kalkulation aufschreiben und übergeben. Mal sehen, was sie sagt.

Und was sagt ihr?


13 Kommentare:

  1. Liebe Regina,

    Da hast du eine interessante Kostenrechnung aufgestellt! Ich würde meine Arbeiten ( wenn ich sie überhaupt verkaufen würde), nicht unter Wert verkaufen wollen, doch ich bin mir sicher, daß die beschriebene Frau, den Preis nicht bezahlen wird.ich bin gespannt, wie es ausgeht und hoffe, du lässt uns dran Teil haben?
    Da ich weiß wieviel Arbeit in deiner Decke steckt, bei kantenlänge 1 cm, würde ich sie niemals Herren;-)

    Lg Klaudia

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    1. niemals hergeben...sollte es heißen ( mit HD geschrieben, da verrutscht schon mal was;-))

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  2. Ich denke, es gibt Pathworkerinnen, die sind bekannt und Künstler und haben ihre Preise. Ob die bezahlt werden, weiß ich nicht, kann sein. Die machen aber auch nicht solche Arbeiten, sondern oft Kunstquilts. Und wenn sie so eine Arbeit machen, dann sagen sie einfach einen Preis und scheren sich einen Kehrricht darum, was man dazu sagt, sondern sie machen es einfach. Ich glaube, da wird nicht gerechnet, da wird gefühlsmäßig ein Preis gemacht. Hobbyhandarbeiterinnen haben eben das Problem, daß sie es als Hobby machen. Das nimmt kaum jemand für voll und denkt vielleicht, man würde ihr noch einen Gefallen tun, wenn man ihr die Arbeit abkauft.
    Ich selbst stehe da in einem echten Konflikt mit mir, weil ich a) keinen Platz für meine Arbeiten habe und b) ich mich gerne auf dem Boden der Realität sehe und da muß ich mir eingestehen, daß ich keine bekannte Textilkünstlerin bin und all sowas. Auch als Textilkünstlerin hat man keinen Stundenlohn, sondern einen Herzwert. Kunst ist nicht messbar, aber ist eine gelieselte Patchworkdecke Kunst?
    Material x 2 heißt oft und bei vielen die Regel, ich selbst habe schon einen Bilderquilt weit, sehr weit unter Preis verkauft.

    Ich glaube, es gibt keine Antwort auf die Frage, was ist der Preis dafür?
    Wenn Du bereit bist, den Quilt zu verkaufen, beantworte doch Du Dir einfach die Frage, wieviel Du selbst dafür max. ausgeben würdest und diesen Preis verlangst Du.

    Nana

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  3. Ich würde sagen, solche Quilts sind nicht verkäuflich. Besser gesagt: sie sind un-verkäuflich. Wenn sie nicht in billiger Kinderarbeit hergestellt sind, müssen sie einen gescheiten Preis haben. Dadurch findet sich bei solch aufwändigen Sachen kein Käufer. Anbieten könnte man den Quilt natürlich zu einem realen Preis, der ist dann vierstellig...:-)
    Alternative: verschenken.
    Ich stelle ja immer mal Dinge für Basare zu gemeinnützigen Zwecken her. Da achte ich schon ein bisschen darauf, dass die Technik einfach ist und der Aufwand sich in Grenzen hält!
    LG
    Valomea

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  4. Schwieriges Thema, und ja, ich finde sowohl Klaudias als auch Nanas Antwort unterschreibenswürdig!
    Ich könnte noch einen Spruch hinzufügen, über den es nachzudenken gilt: "Wenn man nach dem Preis fragen muß, ist es sowieso zu teuer."

    Dann mal viel Erfolg, und ich bin gespannt, wie es ausgeht.

    Liebgruß,
    Tiger
    🐯

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  5. Eigentlich sind solche Quilts unbezahlbar.
    Ich selber bin in einer Malgruppe (alles Hobbykleckser) und unsere "Vormalerin" hat uns für einen evtl. Verkauf einen Preisfindungstipp gegeben. "Stellt euch vor euer größter Feind möchte das Bild kaufen. Was müsste der euch bezahlen damit ihr es hergebt?"
    Ende vom Lied: keine von uns würde ein Bild an den größten Feind verkaufen......
    Liebe Grüße, Inge

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  6. Liebe Regina,
    ich habe ja einiger Deiner kleinen Hexagone von Dir bekommen und ich könnte sie nicht in dieser kurzen, von Dir angegebenen Zeit, produzieren.
    Du darfst und solltest, wenn Du das Teil überhaupt verkaufen würdest, nicht unter Wert verkaufen! Wenn überhaupt, dann muss es ein vierstelliger Betrag sein! Wenn die Daume das Teil unbedingt haben möchte, wird sie den Preis zahlen, aber die Erfahrung zeigt, dass sie dann davon Abstand nehmen wird. Dann kommt irgendeine Ausrede. Du wirst sehen!Ich habe einer Bekannten vor vielen Jahren einen Preis, nach Absprache mit einer Kursleiterin,für ein sehr großes und aufwändiges Seidentuch genannt,weil sie es unbedingt haben wollte. Es war auch aus ausgefallenem Material. Und siehe da: Auf einmal war das Tuch zu groß und rutschte von der Schulter. Dabei hatte ich es ihr ausgeliehen für eine Hochzeitsfeier und da hat alles gepasst. Ich hätte es so wie so nicht verkauft. So wird es Dir auch gehen, denke ich. Der Preis sollte so hoch sein, dass Du es dann dafür auch verkaufen würdest. Überleg es Dir gut. Es steckt ja nicht nur Arbeitszeit, sondern auch Herzblut in dem sehr schönen Teil.
    Viele liebe Grüße von
    Karin
    aus Mittelfranken

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