Sonntag, 21. September 2025

Im Wald, ...

… genau gesagt im Jagdrevier meines Herrn. L. waren wir in der letzten Woche.

 

 

Nicht zur Jagd, nein, sondern um jede Menge Fallobst dorthin zu bringen. Unsere Äpfel, die Birnen und auch die Zwetschgen fallen ab, dass man kaum mit dem Auflesen hinterherkommt. Man kann das alles nicht wirklich verarbeiten. Also bringt es mein Herr L. zu seinem Wild.

Er ist ja kein so aktiver Jäger mehr mit regelmäßigen Ansitzen. Die Zeiten sind vorbei. Aber er möchte halt gerne mal durch sein Revier fahren und das Wild freut sich über die zusätzlichen Leckereien.

Wir fahren immer einen Weg entlang, von dem wir einen schönen Blick zur Ohratalsperre haben. Das erste Bild ist eines, welches schon 2 oder 3 Jahre alt ist.

 

 

Das hier zeigt den gleichen Blick von letzter Woche. Es ist erschreckend, wie niedrig der Wasserstand ist.

 

In der örtlichen Zeitung haben wir gelesen, dass die Talsperre nur noch halb gefüllt ist. Sie hat seit ihrer Erbauung 1967 noch nie so wenig Zufluss gehabt wie in diesem Jahr. Der Stausee wird hauptsächlich zur Trinkwassergewinnung genutzt und versorgt weite Teile von Mittelthüringen. 

Leider hat sich auch der Wald stark verändert. An manchen Stellen kann man nicht mehr von Wald sprechen. 

 

 

 

Der Klimawandel und vor allem der Borkenkäfer haben daran wesentlichen Anteil. Unser Thüringer Wald, genannt das "Grüne Herz Deutschlands", ist mittlerweile ein krankes Herz.

Es wird zwar überall wieder aufgeforstet, aber es wird Jahre dauern, bis alles wieder gesund aussieht. Mittlerweile hat man auch erkannt, dass Monokulturen mit großen Fichtenflächen durch Laubhölzer ersetzt werden müssen.

Nicht immer, aber manchmal fahre ich mit dorthin, wo sich mein Herr L. immer so wohl gefühlt hat.

Früher haben wir Emil oft mitgenommen. Er durfte beim langsamen Fahren im Wald dann vorne im Auto vor mir stehen, damit er eine gute Sicht nach draußen hat. Mittlerweile ist es für ihn nicht mehr cool, in den Wald zu fahren. Jetzt fährt er lieber mit seinem Fahrrad in das Dorf zu den Freunden.

Das ist der normale Anblick von einer der Vorsperren. 

 

Jetzt sieht es an der gleichen Stelle so aus.


 

Sichtbar ein Rest der alten Straße, die schon so viele Jahre von Wasser bedeckt war.


 
Manche unserer Wege sind recht abenteuerlich. Ich habe immer Sorge, dass uns ein Forstfahrzeug entgegen kommt.

 

Auch an den Straßen außerhalb des Waldes mussten geschädigte Fichten weichen. Jetzt hat man an vielen Stellen einen weiten Blick ins Tal.



Nochmal zum niedrigen Wasserstand. Man darf sich ein Szenario, wenn aus den Wasserhähnen kein Tropfen Wasser mehr kommt, nicht vorstellen. Wie selbstverständlich wir, ohne darüber nachzudenken, täglich Wasser nutzen und oft vergeuden.

Ich hatte eine Kindheit, in der wir noch keine Wasserleitung im Dorf hatten. Unser Brunnen am Haus war nicht mehr nutzbar und täglich mussten wir an einem Brunnen im Dorf das Wasser für die Familie mit dem Handwagen holen. Egal, ob für die Tiere, zum Waschen, Baden, Kochen …, jeder Tropfen Wasser war dadurch wertvoll.

Das hat sich mir eingeprägt. Wenn ich sehe, dass jemand einen Hahn aufdreht und sinnlos Wasser laufen lässt, tut mir das richtig körperlich weh.

Wer von euch kennt das Buch „Dry“ von Neal und Jarrod Shusterman. Die Geschichte ist zwar fiktiv, aber vorstellbar bei den Bildern der Talsperre. Das Buch ist sehr empfehlenswert.

Deshalb denke ich, wir sollten uns doch einmal das Szenario mit dem Wasserhahn ohne Wasser vorstellen. Vielleicht würden wir dann etwas ganz und gar Selbstverständliches anders wertschätzen.

Ich wünsche euch einen nachdenklichen Sonntag.

 


9 Kommentare:

  1. Liebe Rela, ich freue mich über alle gezeigten Fotos. Der Anblick der Wasserfläche ist ja wirklich erschreckend. Wo soll denn das Wasser herkommen zur Versorgung der Bevölkerung und der Industrie? Wird denn im Winter so viel Schnee fallen, damit das Defizit ausgeglichen wird? Du hast recht, wir sollten viel mehr an unsere Ressourcen denken. Egal um was es geht. Wie selbstverständlich gehen wir mit Dingen um, die für andere Menschen unerreichbar sind! Solche Erfahrungen aus der Kindheit prägen, positiv und negativ. Das Buch kenne ich noch nicht. Ich habe aber bereits ein gebrauchtes gefunden und bestellt. Ich bin jetzt tatsächlich nachdenklich. Gruß Kerstin

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  2. Danke für diesen Artikel!
    Ich muß immer aufpassen, daß ich , wenn ich Menschen beim Wasser vergeuden sehe, nicht "beschimpfe". Ja, nicht ganz so , aber Du weißt schon. Echt ohne Gedanken sind manche. Ich kann doch beim Händewaschen z.B. den Hahn kurz zudrehen, solange ich einseife.
    Usw.usw.

    Ich wünsch Dir einen schönen Tag!😍

    Liebgruß
    Tiger
    🐯

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  3. Liebe Regina,
    als ich die ersten Bilder gesehen habe, habe ich mich gefreut, dass es bei euch noch Wald gibt, aber dann habe ich gelesen und gesehen, dass das Waldsterben bei euch nun auch beginnt. Ich glaube, als wir das letzte Mal zu einer Ausstellung nach Thüringen gefahren sind, ist uns das auch schon aufgefallen. Wir im Harz sind euch ja ein paar Jahre voraus und ich kann dir sagen, dass die Natur sich erstaunlich schnell regeneriert. Allerdings wird es den Wald, den wir noch kennen, so wohl nicht mehr geben. Ja, der niedrige Wasserstand der Talsperre ist extrem und, auch wenn ich schon immer den Luxus einer Wasserleitung hatte, kann ich nicht hinsehen, wenn der Wasserhahn sinnlos läuft, da puckert es in mir.
    Ich glaube, der Ausflug in "euren" Wald war für euch beide ein schöner Tag, der mit Erinnerungen verbunden ist, so liest es sich zumindest für mich.
    Liebe Grüße Viola

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  4. Um Gottes Willen, das sieht ja alles fürchterlich aus!!! Da tut mir das Herz weh, wenn ich das sehe und was mit der Natur geschieht. Glücklicherweise erholt sich Natur immer relativ rasch, aber dafür muß sie die Möglichkeit bekommen. Ich wäre ja für ein 3-5 jähriges Fischfangverbot weltweit und vieles mehr. Borkenkäfer gab es bestimmt schon immer, so auch schwere Stürme und Dürreperioden, aber wahrscheinlich waren die Abstände größer und die Erholungsphase länger.

    Nana

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  5. Wow, beeindruckende Fotos. Der Weg mit dem Abgrund rechts würde ich nicht entlang fahren können. Ich bekäme Platzangst. Und das mit dem Wassermangel— ganz schön krass. Birgit

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  6. Liebe Regina,
    Wasser ist für uns so selbstverständlich verfügbar und wir sollten es wirklicklich mehr schätzen lernen. Mit Deinen Bildern von früher und von heute lenkst Du unseren Blick auf ein wachsendes Problem. Und doch fehlt uns oft die Vorstellungskraft dafür, wie es Menschen in Regionen geht, in denen es z.Teil seit Monaten nicht mehr geregnet hat. Danke für Deinen Bericht über "euren Wald".
    Liebe Grüße Anke

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  7. Liebe Rela, danke das du diese Gedanken und Bilder mit uns teilst.. Ich finde das so wichtig. Viele Menschen gehen so gedankenlos mit unseren Ressourcen um. Ich kenne das Wasserholen nicht mehr aus eigener Erfahrung..aber irgendwie doch schon wie kostbar Wasser ist. Wir hatten ein Wochenenhaus als ich Kind war und wenn unser Wasser das wir mitgebracht hatten verbraucht war mussten meine Eltern beim Bauern fragen. Das habe ich schon mitbekommen. Auch mit dem Garten sehe ich ja was passiert wenn Wasser fehlt. Oder auch auf den umliegenden Feldern. In diesem Jahr ging es aber vor drei Jahren gab es keine Erdbeeren vom Feld weil die wenigen Früchte einfach nur trocken waren. Nur ein Beispiel. Und das hier im Norden wo es eigentlich immer geregnet hat.
    Liebe Grüße, Marita

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  8. Liebe Regina,
    Diese Bilder tun in der Seele weh. Aber wir werden es besser wohl nicht mehr erleben.
    Ich habe "Dry" gelesen und das Buch hat mich sehr beeindruckt.
    Liebe Grüße
    Elke

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  9. Liebe Regina,
    es ist wirklich erschreckend, wenn man diese Bilder sieht. Auch hier sieht es in den Talsperren nicht viel besser aus. Ich kenne auch noch die Zeiten, als man aus dem Brunnen Wasser holen musste. Wir verschwenden heute einfach zu viel. Und das ist nicht nur beim Wasser so. Es hilft nichts, wir müssen lernen umzudenken.
    Liebe Grüße schickt
    Renate

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