Ich kann mich noch genau an diese Hochzeit erinnern, ich war 16 Jahre alt und dachte so für mich: So ein Getöns wird es bei mir nie geben, ich heirate niemals.
Und nun, 50 Jahre später, habe ich 2 Hochzeiten hinter mir. Die erste vor 47 Jahren mit ebenfalls viel Getöns, weil es sich einfach so gehörte. Nach dem Tod meines ersten Mannes dann die zweite Hochzeit vor 23 Jahren, etwas ruhiger.
Aber es geht ja um die Hochzeit unseres Bruders.
Hier ein Foto von damals.
Von links die Brauteltern, das Brautpaar, ich, unsere Mutter, vor mir meine jüngeren Geschwister und links zwei Patenkinder. Unser Vater war natürlich der Fotograf. |
Die "Verpackung" für das Geldgeschenk ist aber immer etwas Besonderes, der/dem zu Beschenkendem angepasst, je nachdem, um welche Vorlieben, Hobbys oder Pläne es sich handelt.
Aus diesem Grund kam meine Schwester Jana wieder mal zu einem kreativen Wochenende zu mir.
Wir wollten als Geld- Geschenk- Verpackung einen alten Stuhl gestalten. Den hatte Jana mitgebracht, ein Dachbodenfund in unserem Elternhaus. Zuerst schnitten wir eine Öffnung in die Sitzfläche. Wir grundierten mit einer passenden Farbe. Dann beklebten wir ihn mit der Serviettentechnik und fixierten alles mit einem Lack. Wir verpassten ihm goldene Füße und goldene Initialen.
Gut dass meine Schwester so exzellent mit Pinsel und Farben umgehen kann. Ich war da eher für´s Grobe und für das leibliche Wohl zuständig.
In den Ausschnitt kam eine Blumenschale mit verschiedenen Grünpflanzen.
Wir hatten wieder sehr viel Spass bei der Sache und hoffen, dass sich das Hochzeitspaar über den Stuhl freut.
Eine familiäre Besonderheit hat dieser Stuhl außerdem. Auf der Unterseite der Sitzfläche stand mit Tintenstift (kennt ihr solche noch?) in altdeutscher Schrift der Name Lützelberger. Das war der Mädchenname unserer Oma mütterlicherseits (geb. 1898). Die Stühle waren das Hochzeitsgeschenk ihrer Eltern im Jahr 1916. Wir konnten uns erinnern, dass diese Stühle in unserer Kindheit in unserer Küche standen. Sie bekamen immer mal einen neuen Anstrich und neue Sitzkissen, sie waren nicht schön, aber zweckmäßig und sehr stabil. Als sich unsere Eltern dann eine neue Küche leisten konnten, hatten auch diese Stühle ihre Aufgabe verloren. Aber sie wurden nicht weggeworfen. Sie bekamen ihren Platz für eventuelle Verwendung auf den Dachboden. Zum Glück, denn dieser eine war nun immer noch vorhanden. Nun schon über 100 Jahre alt. Von den "modernen", die danach immer in der Küche standen, ist schon lange keiner mehr da.
Gefeiert haben wir in einer gastronomischen Einrichtung in der Nähe, wo alle meine Geschwister leben.
Wie wahrscheinlich immer bei solchen Feiern wurde viel von "früher" erzählt. Von der Kindheit und den Jugendjahren.
Ich konnte mich erinnern, dass meine Mutter außer dem Brautkleid auch für mich extra für diesen Tag ein neues Kleid nähte. Ich war 16 Jahre alt, seit dem Sommer wegen der Ausbildung in einem Internat und kam höchstens einmal im Monat von der "großen, weiten Welt" nach Hause. Sie versprach mir das Kleid modern zu gestalten. Am Tag der Hochzeit sah ich dann das fertige Kleid und war sehr zufrieden, es entsprach richtig meinem Geschmack. Ich war so stolz. Und dann kam der Schock! Der restliche Stoff hatte gereicht, für meine 9-jährige Schwester auch noch ein Kleid zu zaubern. Und so waren wir gezwungen, im "Partnerlook" bei der Feier zu erscheinen.
Meine Schwester wusste zu berichten, dass die von Mutter gestrickten neuen Strumpfhosen so gekratzt haben sollen, dass es ihr sehr schwer fiel, ruhig am Tisch zu sitzen. Ihre Beine waren am Abend so rot, als hätte sie einen Ausschlag.
Wir haben viel gelacht, viel erzählt, manches war in der Erinnerung erhalten, vieles auch neu oder bereits vergessen.
Wenn man zu meiner Jugendzeit von einer Goldenen Hochzeit sprach, dann ging es immer um alte, gebrechliche Leute, die dunkel angezogen und gezeichnet von Leben waren. Heute ist es, zum Glück, anders. Unser Bruder und seine Frau sind junggebliebene Senioren, die Haus und Garten lieben, die Reisen machen, Sport treiben, ihren Hobbys nachgehen und viel mit Freunden unternehmen. Unser Bruder ist immer noch ein begehrtes Elektriker- Genie, der niemals nein sagen kann, wenn seine Hilfe gebraucht wird und der für jedes Problem eine Lösung findet.
Wir alle wünschen ihnen noch viele gemeinsame Jahre bei bester Gesundheit.
Liebe Regina,
AntwortenLöschendas hat so viel Spaß gemacht, Deinen Beitrag zu lesen und das Hochzeitsfoto finde ich toll. Schön, wenn ihr solch schön Erinnerungen habt und sie immer wieder gemeinsam aufleben lasst. Der Stuhl sieht toll aus und ist mit vielen Erinnerungen verbunden und bekommt sozusagen ein zweites Leben.
Und ja, Leute, die Goldene Hochzeit haben, waren auch in meiner Vorstellung alt, ach, das waren ja sogar die, die Silberhochzeit hatten (haben wir auch bald)... Irgendwie hat sich die Zeit und die Wahrnehmung verändert.
Liebe Grüße Viola
Schöne Erinnerungen und auch Du hast offensichtlich einiges schon erlebt. Schön, wenn die Familie so wunderbar zusammenhält.
AntwortenLöschenNana
Schön, wenn man bei der Goldenen Hochzeit noch so fit ist, selbstverständlich ist das auch heute leider nicht. Aber es ist schon toll, wenn man sie erreicht. Wir haben beides Grüne Hochzeit und Goldene Hochzeit ohne viel Gedöns gefeiert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Renate
Wie apart, Du als Teeny. 😊
AntwortenLöschenAber das mit der Zunge ist nicht ganz ladylike! 😬🤣
Ich wünsche Dir ein apartes Wochenende noch!😁
Liebgrüße
Tiger
🐯