Montag, 18. Juni 2018

Der Handel im Wandel


Habt ihr schon einmal tiefgründig darüber nachgedacht, wie sich unser aller (ich schließe mich da mit ein!) Kaufverhalten auf den traditionellen Handel auswirkt?
Ohrdruf ist eine Kleinstadt in thüringischen Landkreis Gotha, nur wenige Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Es ist die für uns am nächsten gelegene Möglichkeit, um einzukaufen. Die Stadt hat ca. 5500 Einwohner und ist recht überschaubar. Unser Ort gehört als erfüllende Gemeinde dazu.
Als ich in diesem Frühjahr bei einem Fahrdienst Wartezeit zu überbrücken hatte, nahm ich meine Kamera und ging mal durch die Hauptstraße.

Ich habe bei meinem Spaziergang nur in dieser einen Straße 24!!! leere Geschäfte gefunden. Die Nebenstraßen blieben dabei völlig ohne Berücksichtigung. Ich denke, dass sich da nochmal so viele leere Geschäfte befinden.

Doch schaut einmal selbst.














Und schaut mal, welch wunderbare Schaufensterausstattung eines dieser geschlossenen Geschäfte hat. Noch!



Ich denke, dass in vielen Innenstädten eine ähnliche Situation herrscht. Gründe für diese Tatsache mag es viele geben:
  • es findet sich kein Nachfolger, wenn der Inhaber in den Ruhestand geht
  • die Mieten sind zu teuer geworden
  • in den Einkaufszentren hat man eine größere Auswahl
  • die Parkplätze in der Innenstadt sind knapp
  • manche Geschäfte sind nicht mit  Rollstuhl oder anderen Hilfsmitteln  erreichbar
  • die Waren sind in größeren Märkten preislich günstiger
  • man kann in Katalogen bestellen, was einem gefällt, probiert in Ruhe zu Hause und schickt zurück, was man nicht möchte 
  • und, und und ...
Vorallem der Siegeszug des Online-Handel wird zur Bedrohung für immer mehr traditionelle Geschäfte. Da gibt es keine Schließzeiten. 24 Stunden am Tag shoppen gehen. Bequem, in Hauslatschen und Pyjama. Und wenn man will, klingelt der Paketbote am nächsten Tag noch vor dem Frühstück an der Haustür, um das Bestellte zu bringen.

Ist das die Zukunft? ? ? Am Kühlschrank ein eingebauter PC mit Internetanschluss, dort gibt man ein, wovon man in der Küche gerade den letzten Rest verbraucht hat (bisher schreiben es viele noch auf einen Zettel). Mit einem Klick wird die Bestellung zum Internetanbieter deines Vertrauens geschickt und binnen kurzer Zeit steht der Karton mit den Lebensmitteln vor der Tür. Oder steht dann neben jedem Briefkasten eine Box für solche Lieferungen?
Das ist ja heute keine Fiktion mehr, sondern oft bereits Realität.

Die örtlichen Anbieter von jeglicher Art Waren befinden sich mittlerweile vielfach an den Außengrenzen der Orte. Große zentrale Parkplätze laden die Kunden ein, bis vor die Tür zu fahren, um all das Notwendige, aber auch das unnütze Zeug einzukaufen, einzuladen und nach Hause zu kutschieren. Die Händler in den früher so gut frequentierten Einkaufsstraßen vor allem in kleinen und mittleren Städten leiden darunter. Denn immer weniger Kunden machen sich noch auf den Weg in die Innenstädte. Natürlich sterben damit auch die Cafe´s, die Eisdielen und vieles mehr, was einen Bummel durch die Innenstädte so schön macht.

Ja, in meiner Kindheit gab es sogar in jedem kleinen Dorf einen Tante- Emma- Laden. Dort gab es all die Dinge, die wichtig zum Leben waren. Dort haben wir Kinder für 5 Pfennige  Bonbons gekauft. Egal wieviele Kinder im Schlepptau waren, für die 5 Pfennige gab es für alle ein Bonbon.

Diese Läden haben auch am Sonntag aufgemacht, wenn man an das Fenster geklopft hat. Und sie haben dir Zucker oder Kaffee verkauft, weil plötzlich Besuch gekommen war.

Heute kann man inn Supermärkten bis 22  Uhr einkaufen und hat man doch mal etwas vergessen, gibt es ja noch die Tankstellen.

Damit kann natürlich kein kleiner Innenstadt- Händler mithalten.

Es ist sehr schade, diese Entwicklung zu sehen. Die Verkaufskultur von früher wird niemals wieder kommen.
Könnte nicht alles, das Moderne und das Traditionelle gütlich nebeneinander existieren???
Es grüßt euch ganz nachdenklich







6 Kommentare:

  1. Auch den Geschäften steht es offen, sich online zu betätigen und ihr Angebot dort zu plazieren. Generell hast Du da völlig recht und auch der Preiskampf bzw. unter allen Umständen 2 € sparen ist so mega im Trend, daß viele schließen. Das ist bitter und ich fürchte, wir werden das nicht mehr aufhalten können.

    Nana

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  2. Hallo Rela,
    im Dorf in dem ich groß geworden bin, gab es sogar 3 Tante Emma Läden,dazu ein winzig kleines Geschäft in dem die Kinder ihre Schulutensilien wie Hefte, Stifte etc, kauften. Im selben Laden gab es aber auch Häkelwolle, "Dessous" für die Landladys und Nähzeug - alles in einem Raum. Sogar eine kleine Poststelle im Privathaus, einen Schlachter und eine Fahradwerkstatt gab es. Und das bei ca 1000 Einwohnern. Heute .... nichts mehr. In der Stadt sind dafür in 2 Fußgängerzonen diverse Schnickschnackläden, die regelmäßig wechseln. Keine vernünftigen Läden mehr.Dafür Einkaufscentren auf der grünen Wiese. Was machen bloß die vielen älteren und alten Menschen, die nicht mehr Autofahren oder nicht mit dem Computer umgehen können. Ich versuche, soviel wie möglich bei den noch verbliebenen ortsansässigen Händlern und Geschäften persönlich einzukaufen.
    Liebe Grüße
    Jeannette

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  3. Liebe Rela,
    ganz, ganz heißes Thema.....
    ich erinnere mich noch sehr gut, wie vor 30 Jahren mein damals Schulanfänger-Sohn in seiner künstlerischen Phase seine Gute-Nacht-Gebete vertonte: "Lieber Goohoott, mach' dass es immeheer genug Brot gibt im Kohohonsum...", ein 80-Seelen-Dorf mit kleinem Laden, in dem die Bananen nach Anzahl der Familienmitglieder abgezählt in Papiertüten verkauft wurden, so dass auch die werktätige Mutter kurz vor Ladenschluss noch "ihre" Tüte bekam.... und das tägliche Brot dazu.
    Ich habe schon vor ein paar Jahren mein persönliches Ziel definiert, möglichst alles im Ort zu kaufen. Und es geht, nur beim Stoff geht's nicht. Aber das ist die Ausnahme. Bücher suche ich online aus, bestelle sie telefonisch im Buchladen und hole sie am nächsten Tag ab. Noch hat die Kleinstadt einen Buchladen...
    Vielen Dank für's Thematisieren und die Fotos!
    LG
    Valomea

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  4. Liebe Rela,
    nein, zurück können wir wohl nicht. Aber die Handler die überlebenden besinnen sich auf service. Den kann der Internethandel so nicht bieten. Auch ich versuche was ich kann im Ort zu kaufen. Aber viele bekomme ich schlichtweg nicht. Dann muss ich doch bestellen. Früher hätte ich nicht gewusst das es diese Dinge gibt. Und hätte sie deshalb sicher auch nicht vermisst. Auch das ist die schöne moderne (Einkaufs)Welt.
    Liebe Grüße, Marita

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  5. Hallo Rela, danke für den tollen Beitrag. Ich kaufe auch lieber vor Ort ein. Aber oft erhielt ich die Info, müssen wir bestellen. Das kann ich auch ohne Laden. Ich wollte den Artikel ansehen und gleich mitnehmen. Und so kommt es, dass man doch online bestellen muss.

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  6. Liebe Regina, genau so sieht es in vielen Städten aus, leider. Aber das ist der Fortschritt, den halten die Händler und wir Kunden nicht auf. Und wenn wir ehrlich sind, mögen wir es doch auch gerne schnell, bequem und preiswert. Oder? Grüße von Susi

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