gibt es in alten Häusern ja immer dann, wenn die Fenster nicht dicht sind. Ich kann mich erinnern, dass, als ich noch Kind war, bei uns im Winter immer auf allen Fensterbänken Zugluftstopper lagen. Eine Nachbarin hatte im Winter sogar die Fensterscheiben mit Zeitung beklebt, damit die Kälte etwas abgewehrt wurde. Doppelfenster oder Verbundglas kannte man ja damals noch nicht.
Vor vielen Jahren sagte mir unsere, leider inzwischen verstorbene, Nachbarin, dass sie für ein Fenster eine Zugluftrolle nähen möchte. Ich hatte mal in einem Katalog eines amerikanischen Handarbeitsladens einen sehr witzigen gesehen, den es als Materialpackung einschließlich Vlies für einen exorbitant hohen Preis zu kaufen gab. Die Idee fand ich aber so witzig, dass ich mir die Seite fotografierte und in meinen "Nochzumachen - Ordner" gespeichert hatte.
Das zeigte ich der Nachbarin und sie war hin und weg. Regina, das müssen wir nähen! Aber wir haben ja keinen Schnitt?
Ich machte also einen Schnitt, ich nähte, stopfte leicht aus, nahm die Füllung wieder raus, veränderte die Nähte, stopfte wieder aus und das wiederholte sich dreimal, bis es meinen Erwartungen entsprach.
Den Schnitt gab ich an die Nachbarin weiter, allerdings wollte sie alles verdoppeln, für ein breites Fenster.
Jede gestaltete dann ihre Schneemänner nach eigenem Geschmack.
So etwas macht mir Freude, da kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und richtig mit Nadel und Faden und Stoffen spielen.
Bei der Bekleidung meiner Schneemänner kamen Stoffreste und Wollreste zum Einsatz. Auch ein Strumpf musste dran glauben.
Wir
selbst brauchten keinen Zugluftstopper. Deshalb nahm ich meinen mit zum
Weihnachtsmarkt, um meinen Verkaufstisch zu dekorieren. Was soll ich
euch sagen, das war das Erste, was ich verkauft habe. Die Käuferin ließ
ihn jedoch bei mir, um ihn später, vor dem Nachhauseweg, abzuholen. Ich
glaube mehr als 10-mal hätte ich ihn verkaufen können. Da merkte ich
erst, dass die Leute ihn nicht als Zugluftstopper ansahen, sondern als
nette Winterdeko auf dem Fensterbrett. Und ich merkte auch, dass ich den
Preis eigentlich zu niedrig angesetzt hatte für die viele Arbeit, die
beim Nähen notwendig war.
Aber ich dachte, lieber verkaufen, als zu Hause herumliegen lassen. Mir hatte es beim Machen viel Freude bereitet.
Unsere Nachbarin war eine nähbegeisterte, gute Seele. Sie war für fast jede Näharbeit zu haben. Sie fragte oft, ob ich nicht wieder was für sie hätte, was sie anfertigen könnte. Vor lauter Langeweile würde sie schon wieder Fenster putzen.
Wo mögen nur all ihre Sachen sein, die sie auf meine Anregung hin all die Jahre angefertigt hat?