War das schön in diesem Jahr. Endlich gab es mal wieder einen richtigen Winter. Es gab Schnee, es gab Kälte, so wie ein richtiger Winter eben sein sollte. Und es gab jede Menge Katastrophenberichte. Das, was man heute Schneechaos und Katastrophe nennt, bezeichnete man früher einfach nur als Winter.
Könnt ihr euch vielleicht noch erinnern. In der DDR gab es einen Witz. Der lautete sinngemäss so:
Der Sozialismus hat vier Feinde. Welche sind das? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Die DDR gibt es nicht mehr, den Sozialismus auch nicht. Aber der Winter scheint auch ein Feind des Kapitalismus zu sein.
Es gab in den vergangenen Tagen jede Menge kilometerlange Staus auf den Autobahnen. Es gab Ausfälle im Zug- und im Busverkehr.
Die Müllabfuhr und die Post konnte nicht so kommen, wie man das kennt.
Und in den gegenden, die sonst weniger vom Winter merken gab es - ganz plötzlich - auch Schnee. Und mancherorts halt mehr, als in dem kommunalen Winterdienst- Plänen vorgesehen war. Und schon ging nichts mehr. Es gibt zwar supermoderne Technik, mit Navigationssystem und Bordcomputer. Der ist behilflich, die richtige Menge Salz zu dosieren und am Ende der Fahrt genau darüber Auskunft zu geben, wieviel Salz oder anderes Streugut sich noch an Bord befindet.
Aber was nützt es, wenn diese Fahrzeuge in manchen Straßen nicht einsatzfähig sind, weil durch parkende Autos und Schneemassen alles verstopft ist. Da nützt auch moderne Technik nicht. Da hilft oft nur Manpower.
Und da sind wir wieder beim Sozialismus.
In den ganz extremen Wintern wurden einfach festgelegt, dass Leute, die in den Produktionsbetrieben abkömmlich waren, sich mit Schaufeln und Schneeschiebern an festgelegten Brennpunkten einzufinden hatten. Und dann wurde Schnee geschaufelt, ohne Ende, Tage lang.
Heutzutage müssten noch nicht mal Leute aus den Firmen abgezogen werden. Wir hätten ja ausreichend gesunde und stets abkömmliche Personen ohne Anstellung, die für solche Notsituationen mit herangezogen werden könnten, ja könnten. Die dem THW, den freiwilligen Feuerwehren und den kommunalen Einsatzkräften Hilfe leisten könnten, ja könnten.
Und da beginnt die Schwierigkeit. Vorher muss man ja dafür sicher erst eine Kommission bilden, die darüber berät, ob solcher Einsatz überhaupt möglich ist, ob er nicht eine Einmischung in die persönliche Freiheit der Betroffenen ist. Wie das mit der Versicherung geregelt wird, falls mal einer ausrutscht. Ob man, falls den Leuten dann auch Essen und warme Getränke ausgegeben werden, ihnen nicht von ihren monatlichen Geldleistungen etwas abziehen muss...
Fragen über Fragen.
Über all das muss eine Entscheidung getroffen werden - - - - - - und bis die getroffen wird, ist der Schnee von heute schon wieder Schnee von gestern.
Seht ihr, es gab auch Gutes im Sozialismus. Die wussten, dass spätestens am Ende des Jahres wieder ein Winter kommt und...
Und nun freuen wir uns auf den Frühling.
Mich hat es jedenfalls gut getzan, dass mal wieder ein richtiger Winter war. In unserem Dorf hat es ganz gut geklappt mit dem Winterdienst. Überall haben die Anwohner Hand angelegt und mit Freude das beseitigt, was der Winterdienst nicht schaffte. Den Nachbarn, die das selbst nicht mehr konnten, wurde geholfen. Und wir hatten auch Spass dabei, denn es war die Gelegenheit, mal wieder mit den Nachbarn ein Schwätzchen zu machen. Selbstverständlich mit dem nötigen Corona- Abstand.
Ich bedauere sehr, dass der Schnee schon wieder abnimmt.