...der Honig aus der Schleuder.
Die Honigsaison 2020 hat begonnen.
Mein Herr L. ist, wie schon einmal erwähnt, seit seinem Ruhestand Hobbyimker.
Neben der vielen Arbeit, die ein Imker vor und nach der Honigsaison zu absolvieren hat, ist ihm die Honigernte jedoch die Liebste.
Denn das ist der Lohn für die viele, oft körperlich schwere Arbeit.
Vor gut einer Woche haben wir den ersten Honig geerntet. Bienenpflege ist Imkersache, aber beim Honigschleudern ist meine Hilfe dringend nötig.
Für alle diejenigen, die mit der Honigernte nicht vertraut sind, hier ein kleiner Honigexkurs.
Der Imker stellt bei der wöchentlichen Kontrolle seiner Bienenvölker von Mai bis August fest, ob Honig eingetragen wurde. Das ist auch die Zeit, in der kaum ein Imker im Urlaub ist. Dazu muss er Rahmen für Rahmen herausnehmen und von beiden Seiten begutachten.
Um zu prüfen, ob der Honig reif ist macht er einen Tropfen Honig auf ein Refraktometer, bekannt auch aus der Winzerei. Dort wird der Zuckergehalt gemessen, beim Honig kann man den Wassergehalt feststellen.
Der muss unter 20 Prozent liegen, sonst könnte der Honig bei der Lagerung verderben.
So sehen gut gefüllte Honigwaben aus. Goldgelb und die überwiegende Fläche der Waben ist verdeckelt.
Das heißt, die Bienen haben die Waben mit einer dünnen Wachsschicht verschlossen. Unter dieser Schicht wäre der Honig ewig haltbar.
Mit der Entdeckelungsgabel wird vorsichtig die dünne Wachsschicht entfernt.
Der goldgelbe Honig kommt zum Vorschein.
Dieses Entdeckelungswachs, das so genannte Kauwachs, mit vielen gesunden Inhaltsstoffen wie Blütenpollen und Propolis geben wir unserer Nachbarin.
Das dient als
altbewährtes Hausmittel bei Erkältungsbeschwerden und Bronchitis. Es
soll die Abwehrkräfte stärken und vorbeugend gegen Heuschnupfen als
Therapie helfen.
Insbesondere bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, wird Kauwachs gerne angewendet.
Unsere junge Nachbarin litt im Frühjahr jahrelang sehr unter Heuschnupfen und konnte nicht mal Kirschen aus dem eigenen Garten essen, weil sie allergisch darauf war. Ihr Arzt empfahl ihr Honig aus der Nähe und sie möchte auch mal den Imker nach solchem Wachs fragen. Seitdem kaut sie dieses Wachs und ist eine der größten Liebhaberinnen unseres Honigs. Ihre Allergie hat sie u.a. auch mit dieser Hilfe überwunden. Ihre Kinder haben auch festgestellt, dass es gut schmeckt und sie muss dafür sorgen, dass es nicht zu schnell alle wird.
Nach dem Entdeckeln kommen die Rahmen in die Honigschleuder.
Mit einer Kurbel wird der Korb mit den Rahmen gedreht und die Fliehkraft sorgt dafür, dass der Honig aus den Waben fliegt. Das muss vorsichtig und nicht zu schnell passieren, damit die Waben nicht kaputtgehen. Denn es kann durchaus sein, dass sich bis zu einem Kilo Honig in so einem Honigrahmen befindet. Die Rahmen werden gedreht, um auch die andere Seite zu entleeren.
Und dann fließt er, der Honig, durch ein doppeltes Sieb in einen Eimer. Es können sich Wachsbestandteile im Honig befinden oder auch einmal eine Biene und die müssen aus dem Honig gefiltert werden.
Dann wird der Honig noch flüssig in Gläser abgefüllt und kühl und trocken aufbewahrt.
Mir tat es immer um den Honig Leid, der sich in den Eimern an den Wänden befindet, wenn man alles wieder abwaschen muss.
Da kam ich auf folgende Idee: Ich koche eine Kanne Kaffee und gieße heißen Kaffee in den Eimer und verschließe ihn mit dem Deckel. Durch die Wärme läuft aller Honig vom Eimerrand nach unten und vermischt sich mit dem Kaffee.
Diesen honiggesüßten Kaffee friere ich ein. Im Sommer, wenn es sehr warm ist, wird etwas frischer Kaffee gemacht und mit den süßen Kaffee- Eis- Würfeln ganz schnell abgekühlt zu köstlichem Eiskaffee. Eine wahrlich leckere und bei uns sehr beliebte Erfrischung. Ganz ohne anderes Eis und Schlagsahne. Auch mal so für zwischendurch.
Der Honig ist ja eigentlich der Nahrungsvorrat für die Bienen im Winter, wenn es draußen kalt ist, sie in ihren Beuten bleiben und kein Futter suchen können. Deshalb muss der Imker ihnen für seinen "Diebstahl" süßes Bienenfutter geben, damit sie überleben. Auch im Winter muss er an schönen Tagen nach seinen Bienen sehen, ob noch genug Futter vorrätig ist und ob es ihnen gut geht.
Aber das wäre ja schon wieder eine andere Geschichte. Und um die zu erzählen müsste mein Herr L. einen Post schreiben. Denn davon verstehe ich nicht genug.
Dann bis zum nächsten Mal ...