Ich habe euch ja bereits berichtet, dass ich zur Zeit keine Möglichkeit habe, euch etwas Genähtes zu zeigen.
Es fehlt mir ganz einfach bei unseren momentanen Baustellen die Zeit. (Und leider immer noch meine Nähmaschine.)
Aber da ich mich mit geraden Nähten und genauem Zuschneiden seit Jahren auskenne, bin ich auch der Fliesenleger in der Familie.
Und wenn schon Baustelle, dann richtig, damit es sich lohnt. Da die Baustelle auch unseren Eingangsbereich berührt hatte und alles rausgeräumt war, habe ich gedacht, man könnte da auch gleich neue Fußbodenfliesen verlegen. Frau denkt ja ganz pragmatisch.
Und weil es noch nicht aufregend genug ist musste sich mein Herr L. in der letzten Woche plötzlich noch einer Wirbelsäulen-OP unterziehen. Es folgt eine lange Reha und anschließende Schonzeit. Deshalb muss ich nun auch seinen Part übernehmen und bin nun ein Ein - Frau - Unternehmen.
Ich arbeite also nicht mit Stoff, Rollschneider und Schere...
...sondern mit Fußbodenfliesen, Zollstock und Fliesenschneidemaschine.
Eigentlich wollte ich die Platten mit der Flex schneiden, aber das ging schief.
Nach dem zweiten verkorksten Teil und heftigem Fluchen grüßte mich der Nachbar gegenüber aus seinem Garten. Hatte er etwa mein Fluchen gehört???
Er ist ein großer Alleskönner - Hobby - Handwerker und da habe ich ihn angesprochen und wollte wissen, was ich falsch mache.
Er sah sich meine Arbeitsweise an. Da die Platten ziemlich stark sind kann es sein, dass, wenn man die Flex nur einen Millimeter verkantet, die Fliesen abbrechen. Eigentlich logisch.
Warte, ich hole dir was- sagte er und verschwand. Er kam wieder mit einer elektrischen Fliesenschneidemaschine, die auch eine Wasservorlage hat und siehe da - das schnitt sich wie ...ja, wie Stoff.
Na ja, das ist jetzt etwas übertrieben, aber es ging perfekt.
Klar hätte er auch sagen können, das geht nur mit einer solchen Maschine. Leihe dir eine im Baumarkt. Aber bei uns auf dem Land bedeutet die Nachbarschaftshilfe noch etwas und das ist es selbstverständlich, dass man sich auch mal mit einer Maschine aushilft.
Ich musste ein Probestück schneiden, er hat es für gut befunden und dann überlies er mich meinem Schicksal. Nun machte die Arbeit Freude. Ich habe erst einmal alle Fliesen geschnitten und ausgelegt. Viele Ecken musste ich anzeichnen.
Da ich fast jede zweite Fliese schneiden musste war es ziemlich langwierig. Dann konnte ich endlich kleben.
Da ich an der Eingangstür angefangen habe, musste ich das Kleben an mehreren Tagen machen. Immer Stück für Stück nach hinten arbeiten.
Nun ist der Boden fertig.
Nun muss ich nur noch die paar Sockelfliesen anbringen, nur noch die paar Fugen füllen, nur noch ein paar Rollen Tapete kleben und die Wartezeit auf die Garderobenmöbel überbrücken. Denn die nach Maas gefertigten Garderobenschränke gingen beim Ausräumen leider kaputt.
Ach ja, neue Gardinen kommen ja auch noch dran.
Aber das dauert noch. Und dann geht es (evtl.) wieder mal um´s Nähen.