Stellt euch doch mal folgendes Szenario vor: Ihr seit mit eurer Familie unterwegs auf einer Wanderung, per Fuß oder vielleicht mit Skiern. Plötzlich stürzt jemand und ist so verletzt, dass er nicht mehr gehen kann. Ihr habt ein Handy dabei und setzt einen Notruf ab. Während des Wartens auf Hilfe kommt euch der Gedanke: Wie soll denn hierher ein Rettungswagen kommen? Denn ihr befindet euch im Wald im unwegsamen Gelände und weit ab von einer Straße...
Doch nach einigem geduldigem Warten hört ihr Geräusche, ein Motorschlitten oder ein ATV kommt gefahren, besetzt mit Helfern in ihren blau-roten Jacken mit der Aufschrift: Bergwacht.
Euch fällt ein Stein vom Herzen, denn nun ist endlich Hilfe da.
Die Kameraden der Bergwacht werden den Verletzten begutachten und sie
werden die notwendigen Erste-Hilfe- Maßnahmen einleiten. Wenn nicht
schon geschehen, werden sie den Rettungswagen oder gar einen Rettungs- Hubschrauber
anfordern und den Patienten dann zur weiteren medizinischen Weiterbehandlung zum Krankenwagen transportieren .
Alles nochmal gutgegangen!!!
Nun fragt ihr sicher, warum ich euch das erzähle, hat es doch nichts mit Nähen, Sticken, Malen oder etwas anderem Kreativem zu tun. Das stimmt so, aber es hat mit etwas zu tun, was notwendig ist, damit manches so funktioniert, wie es funktionieren soll- nämlich mit
Leidenschaft.
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Sie beherrschen die Erste Hilfe und ihre Rettungstechnik |
Soll ich euch weiter erzählen?
In diesem
Post vom Dezember hatte ich so nebenbei erwähnt, dass mein Sohn, wie auch schon sein Vater, aktives Mitglied der Bergwacht in Oberhof ist.
Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, was die Kameraden der Bergwachten so alles leisten, um Menschen im Notfall zu helfen? Sicher nicht, wenn man damit noch nie zu tun hatte. Viele denken dabei evtl. an die Spielfilme im Fernsehen. Da werden häufig unreale Szenen von Rettungsaktionen gezeigt, die bei kompetenten Leuten beim Anschauen sicherlich manchmal die Haare aufrichten lassen. Über die Bergwachtbereitschaften im Thüringer Wald, im Erzgebirge, im Harz oder in der Rhön wird höchstens mal im Regional-TV ein kurzer Bericht gebracht, wenn überhaupt.
Doch egal wo, Kameraden der Bergwachten sind immer einsatzbereit, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter, in ihrer Freizeit und ehrenamtlich, also ohne Bezahlung! Sie machen das aber mit viel Engagement und eben auch mit
Leidenschaft.
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Sie benötigen körperliche Fitness, nicht nur für die Rettung an Felsen |
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Bevor jemand aktiv bei der Bergwacht eingesetzt werden kann, müssen sie fundierte Ausbildung absolvieren. In Theorie und
Praxis. Und sie müssen Prüfungen ablegen, für die Sommer- und Winterrettung. |
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Die Verletzten werden nach der Erstversorgung an den Notarzt im Rettungswagen oder dem Rettungshubschrauber zum Abtransport übergeben. |
Einige der Aktiven sind auch ausgebildete Luftretter. Sie müssen für diese Einsätze viele Trainingsstunden mit der
Hubschrauberstaffel der Polizei Thüringen absolvieren. Die Ausbilder
für diese Luftrettung werden im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) Bad Tölz geschult.
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Der Nachwuchsgewinnung wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Kinder für die Bergwacht zu begeistern ist eine notwendige, schöne, aber auch aufwändige Aufgabe. |
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Neben der Wissensvermittlung darf auch der Spass nicht zu kurz kommen, damit die Kinder bei der Stange bleiben. |
Wer für weitere Informationen offen ist, kann sich
hier die Statistik über die Einsätze vom Jahr 2016 anschauen.
Manchmal
brauchen die Helfer aber auch Hilfe.
Bei einer Reanimation in der
Silvesternacht in Oberhof mußte der Automatische Externe Defibrillator
(AED) eingesetzt werden.
Leider wurde bei der Wiederinbetriebnahme ein Schaden festgestellt.
Eine Reparatur des AED (Baujahr 2004) übersteigt, laut Herstellerangaben, den Zeitwert des Gerätes.
Um auch weiterhin für derartige Notfälle in der
Ferienregion Oberhof gerüstet zu sein, benötigen die Kameraden kurzfristig Spenden zur Ersatzbeschaffung eines neuen Defibrillators.
(Wer spenden möchte findet Angaben hier)
Sie
bitten um Spenden, weil sie Anteile bei der Beschaffung ihrer
technischen Geräte auch aus eigenen Mitteln bezahlen müssen. Derzeit
finanzieren sich die 27 Thüringer Bergwachten aus vier Quellen:
den DRK-Kreisverbänden, durch Einnahmen aus der Absicherung von
Veranstaltungen, Mittel aus dem Katastrophenschutz sowie durch
Pauschalbeiträge der Krankenkassen für Rettungseinsätze. Bei diesen gibt
es allerdings in den Bundesländern drastische Unterschiede: Während in Thüringen für den
Transport eines Verunglückten nur 51,23 Euro von den Kassen bezahlt
werden, werden in Hessen für diese Leistung 725 Euro gezahlt. Ich habe mich bei den Zahlen nicht verschrieben!!!Das kann man so eigentlich nicht verstehen.
Unser Sohn ist der Leiter der
Bergwachtbereitschaft Oberhof, die Schwiegertochter ist Bergwacht - Landeswartin Jugend und unser 1 1/2 jähriger Enkel Emil bekam schon zur Geburt von den Bergwacht- Kameraden einen eigenen Dienstwagen. Allwettertauglich.
Für den Bergwacht- Nachwuchs aus der eigenen Familie ist also gut gesorgt. Denn wenn man etwas mit Leidenschaft macht, kann man es auch an die nächste Generation weitergeben.
Ich jedenfalls habe Achtung vor dem, was diese Menschen leisten.
In ihrer Freizeit - ehrenamtlich - ohne Honorar - aber mit sehr viel Leidenschaft!
Nachtrag am 18. Februar 2018
Ich bin sehr überwältigt von der Spendenbereitschaft. Alle denen, die mit einem kleinen oder größeren Betrag die Arbeit der Bergwachtkameraden unterstützt haben, denen gilt mein herzlichster Dank. Ich werde in einem Extra-Post noch einmal darüber berichten.